Gesehen im TV
Ann, 23, hat einen Tumor und wird sterben. Sicherlich, es gibt angenehmere Filme am Sonntagabend, aber dieses Drama ist wirklich etwas ganz besonderes.
Ann lebt am Rande des Existenzminimums. Mit 17 das erste Kind, mit 19 das Zweite. Ihr Mann fängt nach einer Phase der Arbeitslosigkeit gerade wieder als Swimmingpoolbauer an. Sie selbst putzt nachts in der örtlichen Universität. Ihr Vater seit zehn Jahren im Knast. Gemeinsam leben sie in einem Trailer im Garten ihrer depressiven Mutter. Kein besonders gutes Leben, keine besonders guten Aussichten. Und doch klagt niemand. Da erfährt Ann, dass sie Krebs im Endstadium hat, nur noch zwei Monate Zeit alles was wichtig ist zu erledigen. Sie schreibt eine Liste mit zehn Punkten und bei der Erledigung dieser schauen wir ihr zu. Die Krankheit wird gar nicht weiter besonders thematisiert und doch ist sie Allgegenwärtig. Es ist schon bedrückend zu sehen, wie sie noch einmal Glücksmomente erlebt in dem Wissen, dass es nicht von Dauer sein wird. Niemand außer ihr erfährt von der Krankheit, doch für ihre Lieben nimmt sie Kassetten mit Botschaften auf, welche ihr Arzt für sie verwaltet.
Bei der Betrachtung dieses traurigen Lebens und auf der anderen Seite der Kraft und Tapferkeit mit der Ann Ihre Situation meistert, empfindet man eine gewisse Dankbarkeit dafür, dass es einem selbst deutlich besser geht. Man lernt, die positiven Seiten des Lebens zu erkennen und zu genießen, weniger zu jammern.
Sarah Polley, die ich zuletzt im "Dawn of the Dead"-Remake gesehen hatte, einem nun gänzlich anderen Genre, spielt die Ann sehr zerbrechlich und stark zugleich. Eine Meisterleistung. Überhaupt schneiden die Frauenrollen deutlich besser ab. Hier macht es sich wohl bemerkbar, dass mit Isabel Coixet eine Frau auf dem Regiestuhl saß. So überzeugen auch Amanda Plummer als vom Diätwahn geplagte Kollegin und Deborah Harry (ja, die Sängerin "Blondie") als Anns Mutter. Für einige mag der Film langweilig erscheinen, für mich ist es großartiges Kino mitten aus dem Leben. Einzig der mehrmalige Einsatz einer Handkamera mit den damit verbundenen "Wackelbildern", welche ein "dabei sein" simulieren sollen, gefiel mir nicht. Aber ein Freund dieser Technik war ich, außer in "Blair Witch Projekt", noch nie.
Fazit: 12 Punkte