Gesehen im TV
Der Zuschauer begleitet eine mongolische Sippe irgendwo in der trostlosen Wüste Gobi. Für einige Wochen tauchten die beiden Münchner Filmstudenten Byambasuren Davaa und Luigi Falorni in das Leben der Großfamilie ein. In ein karges Leben mit einer Herde Schafe und einer Herde Kamele. Eine der Kamelstuten verstößt ihr Neugeborenes, vermutlich weil es ein weißes Fohlen ist, direkt nach der Geburt. Jetzt beginnt der Kampf der Familie dieses hilflose, junge Kamel zu retten, denn ohne Muttermilch ist es zum Sterben verdammt. Am Ende werden die beiden Söhne der Familie in die nächste größere Stadt geschickt, um dort einen Pferdekopfgeigenspieler zu holen. Dieser schafft es tatsächlich, mit den für westliche Ohren recht merkwürdig klingenden Tönen, dass das Muttertier "weint" (zumindest fließt die eine oder andere Träne aus den Augen), dass es ihr Junges akzeptiert und es endlich Muttermilch saugen darf.
Diese Dokumentation ist absolut beeindruckend. Sie zeigt echtes, einfach Leben, fernab von Handys, iPod und LCD-TVs. Es ist faszinierend zu sehen mit wie wenig Menschen auch glücklich sein können. Auf der anderen Seite ist es aber auch spannend zu beobachten, wie gerade der jüngste Sohn, durch die Erlebnisse in der großen Stadt, sich sofort einen Fernseher wünscht. Zurecht war "Die Geschichte vom weinenden Kamel" im Jahr 2004 für den Oscar als "Beste Dokumentation" nominiert. Eigentlich würde ich diesem Film sogar 13 oder 14 Punkte geben, doch leider geht ein ganzes Stück Authentizität verloren, da vermutlich der deutsche Verleih es beschlossen hatte, den Film komplett zu synchronisieren, anstatt ihn mit Untertiteln zu versehen. Diese Synchronisation wirkt irgendwie steril, die deutschen Stimmen der Kinder viel zu alt. Zum Glück gibt es diesen tollen Film auf DVD in der mongolischen Originalsprache mit deutschen Untertiteln, sodaß ich auf jeden Fall zu dieser Version rate.
Fazit: 12 Punkte